- Das Fest beginnt mit Fröhlichkeit und hat nur so zu enden.
- Sollte es am Samstag regnen, so findet die Hochzeit bei
schlechtem Wetter statt.
- Wer zu spät kommt, muß umkehren und früher kommen.
- Jeder Gast hat vollständig gewaschen, gebügelt, hungrig,
durstig und mit guter Laune zu erscheinen.
- Jeder Anwesende muß mindestens so lange bleiben, bis er
geht.
- Wenn die Gesellschaft auf weniger als drei Personen
geschrumpft ist, ist das Fest als beendet zu betrachten.
- Jede geladene Person hat ein Anrecht auf einen Stuhl. Nur
das Brautpaar darf sich auf zwei Stühlen niederlassen.
- Es wird gebeten, sich nicht Dick zu machen, da für jeden
der Platz berechnet worden ist.
- Es dürfen nicht mehr als alle gleichzeitig reden. Redet
jedoch der Bräutigam, haben alle anderen zu schweigen, da er
ab Morgen nichts mehr zu sagen hat.
- Zur besseren Verständigung ist möglichst mit vollem Mund zu
sprechen. Je voller der Mund, desto gehaltvoller die
Aussprache.
- Um Mißverständnisse zu vermeiden, haben alle bereits
vergebenen Männer ein charakteristisches Zeichen iherer
Ungefährlichkeit am Leibe zu tragen (etwa ein Bild der
Schwiegermutter).
- Muffige Gesichter, finstere Mienen, Skatkarten,
Strickstrümpfe etc. sind an der Garderobe abzugeben.
- Gähnen, Nasenbohren und ähnliche zeitraubende
angelegenheiten sind auf den Folgetag zu verschieben.
- Abweichend von 12. sind kritische Mienen nur dann
erlaubt, wenn man es nicht nur besser machen könnte, sondern
dies auch tut!
- Niemand darf den anderen durch Schweigen stören.
- Beim Essen sind die Nachbarn nicht unbedingt mehr als
notwendig durch Gurgeln mit der Suppe, Matschen im Pudding
und lautes Schmatzen und Rülpsen zu belästigen.
- Wer Bratensoße oder Ähnliches verschüttet, tue dies bitte
auf des Nachbarn Schoß. Es erhöht die Selbstzufriedenheit
und gibt Anlaß zum Austausch von Höflichkeiten.
- Der Kampf um den letzten Bissen wird durch Gabelstechen in
völliger Dunkelheit ausgetragen und findet unter Ausschluß
von Rüstungsteilen und kugelsicheren Westen statt.
- Nach dem Essen ist davon abzusehen, die Finger an der
Tischdecke abzuwischen, es sei denn, die Serviette ist
bereits zu sehr gebraucht.
- Wer seine Partnerin ungeküßt von der Tanzfläche begleitet,
zahlt eine Saalrunde.
- Singe, wem Gesang gegeben - wer´s nicht kann, singt halt
daneben.
- Wer ironische Anspielungen auf die Junggesellenzeit des
Bräutigams von sich gibt, wird frühestens zur Silberhochzeit
wieder eingeladen.
- Es wird gebeten, in diese Hochzeitszeitung keinen Kuchen
oder Braten einzuwickeln. Hierzu stehen in der Küche
Tragetaschen bereit.
- Wer sich beim Lesen dieser Zeitung auf den Schlips
getreten fühlt, binde sich das nächste Mal eine Fliege um.
- Wer über die Hochzeitszeitung lästert, muß eine bessere
machen.
Steffen Klupsch
2000-03-24