Hochzeitsordnung

  1. Das Fest beginnt mit Fröhlichkeit und hat nur so zu enden.
  2. Sollte es am Samstag regnen, so findet die Hochzeit bei schlechtem Wetter statt.
  3. Wer zu spät kommt, muß umkehren und früher kommen.
  4. Jeder Gast hat vollständig gewaschen, gebügelt, hungrig, durstig und mit guter Laune zu erscheinen.
  5. Jeder Anwesende muß mindestens so lange bleiben, bis er geht.
  6. Wenn die Gesellschaft auf weniger als drei Personen geschrumpft ist, ist das Fest als beendet zu betrachten.
  7. Jede geladene Person hat ein Anrecht auf einen Stuhl. Nur das Brautpaar darf sich auf zwei Stühlen niederlassen.
  8. Es wird gebeten, sich nicht Dick zu machen, da für jeden der Platz berechnet worden ist.
  9. Es dürfen nicht mehr als alle gleichzeitig reden. Redet jedoch der Bräutigam, haben alle anderen zu schweigen, da er ab Morgen nichts mehr zu sagen hat.
  10. Zur besseren Verständigung ist möglichst mit vollem Mund zu sprechen. Je voller der Mund, desto gehaltvoller die Aussprache.
  11. Um Mißverständnisse zu vermeiden, haben alle bereits vergebenen Männer ein charakteristisches Zeichen iherer Ungefährlichkeit am Leibe zu tragen (etwa ein Bild der Schwiegermutter).
  12. Muffige Gesichter, finstere Mienen, Skatkarten, Strickstrümpfe etc. sind an der Garderobe abzugeben.
  13. Gähnen, Nasenbohren und ähnliche zeitraubende angelegenheiten sind auf den Folgetag zu verschieben.
  14. Abweichend von 12. sind kritische Mienen nur dann erlaubt, wenn man es nicht nur besser machen könnte, sondern dies auch tut!
  15. Niemand darf den anderen durch Schweigen stören.
  16. Beim Essen sind die Nachbarn nicht unbedingt mehr als notwendig durch Gurgeln mit der Suppe, Matschen im Pudding und lautes Schmatzen und Rülpsen zu belästigen.
  17. Wer Bratensoße oder Ähnliches verschüttet, tue dies bitte auf des Nachbarn Schoß. Es erhöht die Selbstzufriedenheit und gibt Anlaß zum Austausch von Höflichkeiten.
  18. Der Kampf um den letzten Bissen wird durch Gabelstechen in völliger Dunkelheit ausgetragen und findet unter Ausschluß von Rüstungsteilen und kugelsicheren Westen statt.
  19. Nach dem Essen ist davon abzusehen, die Finger an der Tischdecke abzuwischen, es sei denn, die Serviette ist bereits zu sehr gebraucht.
  20. Wer seine Partnerin ungeküßt von der Tanzfläche begleitet, zahlt eine Saalrunde.
  21. Singe, wem Gesang gegeben - wer´s nicht kann, singt halt daneben.
  22. Wer ironische Anspielungen auf die Junggesellenzeit des Bräutigams von sich gibt, wird frühestens zur Silberhochzeit wieder eingeladen.
  23. Es wird gebeten, in diese Hochzeitszeitung keinen Kuchen oder Braten einzuwickeln. Hierzu stehen in der Küche Tragetaschen bereit.
  24. Wer sich beim Lesen dieser Zeitung auf den Schlips getreten fühlt, binde sich das nächste Mal eine Fliege um.
  25. Wer über die Hochzeitszeitung lästert, muß eine bessere machen.

Steffen Klupsch 2000-03-24